Zum 100. Geburtstag von Bernhard Heisig: Was den Maler mit Helmut Schmidt verband.
Kunst, Politik und Diplomatie im geteilten Deutschland
Bernhard Heisig gehört zu den großen deutschen Malern, der die Kunst in der DDR prägte. Nach dem Fall der Mauer stand er im Fokus einer erbitterten Debatte über Kunst und Künstlersein im anderen deutschen Staat. In seiner Malerei beschäftigte sich Bernhard Heisig mit den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Darüber tauschte er sich auch mit dem westdeutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt aus und malte ihn schließlich für die Kanzlergalerie.
Anlässlich Bernhard Heisigs 100. Geburtstag luden die Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund, die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS) und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu einem besonderen Abend über Malerei, Politik und die Kunst der Diplomatie im geteilten Deutschland ein.
Gut 140 Gäste füllten den Pavillon der Landesvertretung, als der Chef der Staatskanzlei und Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten, Dr. Andreas Handschuh, mit seiner Begrüßung einen erkenntnis- und abwechslungsreichen Abend anstimmte.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion kamen Dr. Jenny Graser, Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst, Museum der bildenden Künste Leipzig; Kristina Volke, Leiterin und Kuratorin der Kunstsammlung im Deutschen Bundestag sowie Autorin des Buchs »Heisig malt Schmidt« und Dr. Eckhart Gillen, Kunsthistoriker und Herausgeber des Bandes »Bernhard Heisig: Die Wut der Bilder« mit Moderator und Kunstkritiker Kito Nedo ins Gespräch. Sie alle brachten unterschiedliche Perspektiven auf den Künstler ein. Dr. Eckhard Gillen erzählte von dem Beginn, sich mit Heisig zu beschäftigen und von tiefgründigen Gesprächen mit ihm über den Zweiten Weltkrieg. Kristina Volke berichtete von der Entstehungsgeschichte des Schmidt-Portraits und dem Bilderstreit im Deutschen Bundestag, der insbesondere auch über Heisigs Bilder geführt wurde. Dr. Jenny Graser gab einen Einblick in die derzeit im Museum der bildenden Künste in Leipzig stattfindenden Heisig-Ausstellung, die eine breite Palette von Werken des Künstlers präsentiert.
Nach einem kurzweiligen Beitrag des heute journals zur damaligen Hängung des Schmidt-Portraits im Bundeskanzleramt in Bonn, im Beisein des Künstlers Heisig und des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, führte Dr. Magnus Koch, Leiter Ausstellungen und Geschichte der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung in den Briefwechsel zwischen Heisig und Schmidt ein, der derzeit im Rahmen vieler Briefkorrespondenzen des Altkanzlers in der Stiftung gesichtet und untersucht wird. Die Gäste in der Landesvertretung wurden zugleich Zeugen einer erstmaligen öffentlichen Lesung von Auszügen aus diesen Briefen – lebhaft und eindrucksvoll präsentiert durch die Schauspieler Maik Solbach und Jörg Witte.
Den Abschluss des offiziellen Programms an dem Abend bildete ein Gespräch von Johannes Heisig, Künstler und Sohn von Bernhard Heisig, mit Ingolf Kern, Direktor Medien, Kommunikation und Veranstaltungen, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sowie Dr. Meik Woyke, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der BKHS. Johannes Heisig blickte dabei auf eine Beziehungsentwicklung zu seinem Vater zurück, erinnerte an seinen eigenen Umgang als Künstler und Hochschulrektor während der Wende und mahnte, welche Rolle die Kunst noch heute für die politische Bildung und die Demokratie spielt.
Im Anschluss kamen die Gäste mit den Mitwirkenden und untereinander ins Gespräch und ließen den Abend bei sächsischen Getränken und Fingerfood ausklingen.